WER BEI DM WAS FÜR SICH ENTDECKEN KANN E ine Gruppe Girlies stürmt in die Filiale und stürzt zielsicher auf die lange Seite der bunten Schönmacher sogenannter dekorativer Kosmetik. Fifty shades of grey oder blue oder knallrot oder froschgrün für weibliche Augen, Wangen, Lippen, Finger- nägel freuen sich auf die Teenies. Damit ihre Freunde und Freundinnen sie gut riechen können, schnuppern sie sich, immer an der Wand lang, auch noch durch das breite Angebot an Düften. Und testen kichernd selbst die eher für Herren gedachten Pro dukte dieses Sortiments. Auf der anderen Seite sucht ein Ehepaar in den besten Jahren die beste Sonnenbrille; wohl für die schönsten Wochen des Jahres. Denn beide packen auch noch diverse Pflegeprodukte in Reisegrößen ein. Sie werden wohl fliegen. Hier bei dm auf der Killesberghöhe gehen sie jedoch eher gemächlich und viel Platz beanspruchend durch die Reihen. Während sie sich anscheinend zwischen Mode- schmuck und Föhn (oder doch den Lockenstab?) nicht so recht ent- scheiden kann, betrachtet er versonnen ein Produkt, das es schon seit 1924 gibt: NIVEA, die weiße Creme in der blauen Dose. Draußen scheint die Sonne, drinnen prüft ein braun gebrannter Senior, auf seinen Rollator gestützt, eingehend und mit Kennermiene die Regenschirme, die es bei seiner Geburt in Drogerien auch noch nicht gab. Ebenso wenig wie Socken und Strümpfe, Korrekturbrillen und Kontaktlinsen, Windeln und Geschenkpapier, Kondome und Gleitgel. Ein junges Ehepaar mit Kind im Buggy bleibt ziemlich verfrüht und nachdenklich vor den Grablichtern, neben den Kerzen, stehen. Um dann aber zielstrebig zu dem breiten Angebot an Baby- und Klein- kindbekleidung zu marschieren. Während Mami hektisch zwischen den Hemdchen und Höschen, Jäckchen und Röckchen wühlt, denkt Papi praktisch. Und packt einen Riesenvorrat Windeln in den Einkaufs- wagen mit der Lupe. Vielleicht noch einen lustigen Kinder-Toilettensitz oder einen Schnuller oder ein Schmusetier dazu? Naja, müssen ja die Eltern wissen. Das Urlauberpaar mit den Reminiszenzen an die blaue Dose mit der schneeweißen Streichelcreme früher Jahre ist mittlerweile an der Wandseite mit dem Foto-Sofort service angekommen. Und studiert an den Monitoren die Bedienungsanleitungen für die schnelle Möglichkeit, aus Urlaubs knipserei Albumschönheiten, aus Handy- Selfies sogar Poster zu produzieren. Mit den entsprechenden Fotodateien und ein paar Klicks auf dem dm-Computer. Der Herr mit dem Rollator begeis- tert sich indes für ein paar Nippes-Artikel auf der anderen Seite. Und scheint ein Haustier zu haben. Zumindest studiert er eingehend die Regale mit Futter für Hund und Katz. Dass ihr Besuch bei dm nicht für die Katz war, beweist die Girlgroup an der Kasse: hier ein Nagellack, da ein Eyeliner, dort ein Lipstick. Giftkräuter sehen heute ziemlich sexy aus. Zumindest bei dm-drogerie markt auf der Killesberghöhe. www.dm.de HEIL- UND GIFTKRÄUTER, ZAHNPULVER UND BACKPULVER, BLEICHWÄSSER UND FRANZBRANNTWEIN BOTEN DIE DROGERIEN IN FRÜHEREN JAHRHUNDERTEN, NACHDEM DIE KAISERLICHE VERORDNUNG VON 1872 IHNEN GESTATTETE, WAS ZUVOR NUR MITTELALTERLICHE ARZNEIMITTELHANDLUNGEN, SPÄTER APOTHEKEN, VERKAUFEN DURFTEN. GIFTKRÄUTER SIND AUS, ABER VIELES, WAS IN IST, FINDET SICH BEI DM-DROGERIE MARKT AUF DER KILLESBERGHÖHE. 35REPORTAGE